Degustation

Die Tische prahlen eingedeckt und Kerzen strahlen.
Serviert wird Apero und Amuse-queule.
Ich lieh mir hundert Euro um es zu bezahlen,
und hoff’ es lohnt, ein Jahr schon bin ich seul.

Das Dekolleté mir gegenüber lässt mich sehnen.
An Ziegenkäsemousse, den Kaiserbarsch
mit eingelegtem Kürbis zu erwähnen
ist Pflicht. Doch wichtiger ist mir ihr Arsch.

Wir trinken Hochheimer Hölle mit tiefer Riesling-Nase,
"Der Körper ist brilliant und im Finale frisch."
Ich nicke ihrem Freund und proste mit dem Glase,
und wünscht', ich wär’ mit ihr allein am Tisch.

Im zweitem Gang jetzt Lachs und Kaviar am Lauche schäumen,
nach reifer Birne schmeckt der Chardonnay.
So lässt er mich von ihren festen Brüsten träumen,
die ich in ihrer prallen Fülle vor mir seh’.

Im Strudelsäckchen die Stein- und die Trompetenpilse
mit Blumenkohl und funkelndem Pinot Noir,
"Ich bin Wolfgang", und sie, die Süße, sie heißt Ilse.
Im Top die beiden erblick’ ich fast schon bar.

Das Entrecote mit Ochsenschwanz und herbstlichem Gemüse,
mit Trüffeln im Püree und Wein von Villemanjou,
sei pure Lust am Fleisch, so ihre Analyse,
ich schaue in die Tiefe und stimme lächelnd zu.

Ach könnt’ ich doch als Schut in ihren Schluchten raften!
Die Stachelbeeren als Süppchen gibt’s zum Schluss,
dazu Sorbet von Mango und der Frucht aus Leidenschaften,
ein Traum gleich meinem von einem einz’gen Kuss.

Noch einmal erbittet sie ein Glas Crémant zum Plaudern.
Nach einem Wangenkuss bin schließlich ich allein.
Die Phantasie lässt meine Sinne wohlig schaudern.
Im Februar wird Wiedersehen sein.

  Autor: Wolfgang Appell